INTERNATIONALE WÖRTER
Der Esperanto-Wortschatz erleichtert allen Völkern das Erlernen der Vokabeln
Rein etymologisch betrachtet sieht Esperanto so aus, als wären etwa 70% der Esperanto-Wortstämme
von lateinisch/romanischen und weitere 20% von germanischen Wurzeln abgeleitet. Tatsächlich ist diese Betrachtung
irreführend, denn etwa 90% seiner Wörter bildet Esperanto mit eigenen Mitteln aus seinen basalen Wortstämmen - und dies sind nur etwa 10% der Esperanto-Wörter! Diese basalen 10% des Esperanto-Wortschatzes wiederum basieren zum größten Teil auf dem weltweit verbreiteten sogenannten "internationalen Wortschatz" (das sind diejenigen Wörter bzw. Wortstämme, die
durch geschichtliche Vorgänge wie z.B. Kolonialismus in viele andere Sprachen hinein verbreitet wurden),
und DIESER internationale Wortschatz basiert etymologisch betrachtet auf vielleicht 70% lateinischen/romanischen
und 20% germanischen Wortstämmen. Es ist nicht die Schuld oder Entscheidung von Esperanto, dass es so ist wie es ist.
Es ist vielmehr das Verdienst von Esperanto, zum Wohle aller Lernenden, diesen internationalen Wortschatz zu berücksichtigen
und nicht etwas ganz Anderes, Künstliches zu erfinden.
Diese Orientierung an der ganzen Welt wird manchmal unsinnigerweise als "Europalastigkeit" missverstanden -
tatsächlich profitieren auch viele nicht-europäische Völker beim Erlernen von Esperanto von dieser klugen Wortschatz-Wahl.
Und nutzt darüberhinaus auch jedem, der nach Esperanto noch andere Fremdsprachen lernt, die ihrerseits ebenfalls
solche international verbreiteten Wörter enthalten.
Vergleich einiger Esperanto-Wörter mit ihren Pendants in anderen Sprachen
| direktoro | interfaco | moskito | kanti | bela | simbolo |
komputilo | mikrokosmo | telefono | kalorio |
|
|
Direktor | Interface | Mücke |
singen | schön | Symbol | Computer |
Mikrokosmos | Telefon | Kalorie |
|
direttore | interfaccia | zanzara |
cantare | bello | simbolo | computer |
microcosmo | telefono | caloria |
|
directeur | interface | moustique |
chanter | beau | symbole | ordinateur |
microcosme | téléphone |
calorie |
|
director | interface | gnat |
to sing | beautiful | symbol | computer |
microcosm | telephone |
calorie |
|
johtaja | jakopinta | sääski | lauloa | kaunis | vertauskuva |
tietokone | pikkumaailma | puhelin | kalori |
|
direktor | interfejs | komar |
pjet | krasivij | simbol | kompjuter |
mikrokosm | telefon |
kalorija |
|
direkutā | intāfēsu | mosukīto |
utau | utsukushii | shimboru | kompyūta |
mikurokosumosu | denwa | karorī |
|
jīnglǐ | jiēkǒu | wénzi | chàng |
měilìde | xiàngzhēng | diànnǎo |
wēiguān-yǔzhòu |
diànhuà | kǎlùlǐ |
Lateinumschriften: russisch: deutsche Standardumschrift, japanisch: Hepburn-Umschrift, mandarin: Pinyin-Umschrift.
Man beachte: im Japanischen gibt es kein L, daher wird dort immer R statt L verwendet. In Mandarin ist es umgekehrt.
Bei den deklinierenden Sprachen DE, IT, FR und RU ist nur jeweils eine Nominativ-Singular-Form angegeben.
In Esperanto besitzen alle Substantive die Endung -o und Adjektive die Endung -a, und c wird als "ts" ausgesprochen.
Die Situation für Chinesen und Finnen scheint auf den ersten Blick besonders hart zu sein, da - fast - keins ihrer angeführten
Wörter einen Zusammenhang mit der entsprechenden Esperanto- oder Englisch-Vokabel zeigt, aber wenn man genauer nachforscht,
finden sich auch in ihren Sprachen mehr Assoziationsmöglichkeiten als in einer solchen Liste zu erkennen sind:
Zum Beispiel heißt "Symbol" auf finnisch zwar "vertauskuva",
aber die in dieser Liste nicht angeführte "Symbolik" heißt auf finnisch "simboliikka".
Und die Chinesen nennen z.B. einen Motor (in Esperanto: la motoro) zwar "fā-dòng-jī",
aber kennen auch die Bezeichnung "mótuō" dafür, z.B. in "mótuō-chē" = "Motor-Wagen" = Motorrad.
Im Japanischen sieht das aus dem Chinesischen importierte "den-wa" (= mandarin "diàn-huà" = "Elektro-Gespräch")
für Telefon
für uns fremdartig aus, aber die Japaner kennen auch die Bezeichnung "terehon kādo" (= "Telefon-Karte"),
in der das europäische Telefon-Wort vorkommt.
Es wäre daher vorschnell und falsch, aus der obigen Liste etwa zu folgern, dass nur die romanischen Italiener und Franzosen
von der Esperanto-Wahl "kanti" für "singen" profitieren würden: tatsächlich kennen alle oben genannten Sprachen
auch das internationale Fachwort für "Gesangswerk mit Instrumentalbegleitung": deutsch "Kantate",
italienisch "cantata", französisch "cantate", englisch "cantata", finnisch "kantaatti", russisch "kantata",
japanisch "kantāta", mandarinchinesisch "kāngtǎtǎ" ... somit ist in all diesen Sprachen ein Ansatz für
die Assoziierung von "kanti" gegeben.
Sicher gibt es auch viele Wörter in Esperanto, die ein Chinese oder Finne ganz einfach lernen muss, ohne dass ihm eine passende Assoziation
dazu einfällt, aber der Anteil der "internationalen Wörter" ist in unserer modernen Zeit in allen Sprachen weltweit
gewaltig angewachsen. Dazu kommt noch, dass einige der eigentlich "europäischen" Sprachen von mehr Menschen außerhalb
Europas als innerhalb Europas gesprochen werden, dies trifft insbesondere auf Englisch, Französisch, Spanisch und Portugiesisch zu.
Ein willkürlich erfundener Wortschatz (etwa nach dem Muster von "Klingonisch") oder gar einer mit "Proporz-Verteilung"
(etwa 20% mandarin, 9% englisch, 7% hindi, 6% spanisch, 4% arabisch, usw.) wäre nicht nur grotesk, sondern auch für
ALLE viel schwerer erlernbar als der Esperanto-Wortschatz.