Startseite PC-Museum

Über den Einfluss des Betriebssystems auf die Kompatibilität:

Betriebssysteme liegen gewissermaßen als Puffer zwischen den Hardware-Gegebenheiten eines Computers und dem Anwendungsprogramm, der sog. Applikation. Kompatibilität aus Sicht einer Applikation ist also etwas anders als Kompatibilität schlechthin. Betriebssysteme gibt es in vielfältigen Varianten, manche davon decken alle Bedürfnesse einer Applikation ab, wie z.B. das Mac-OS oder Windows XP, andere sind eher als rudimentär anzusehen und decken nur manche Bedürfnisse einer Applikation ab, wie z.B. MSDOS.

MSDOS (MicroSoft Disk Operating System) deckt im Wesentlichen nur das Lesen von Daten von Festplatten oder Disketten ab, und das Schreiben von Daten auf dieselben, und bietet ansonsten nur die Möglichkeit, Tastendrucke des Benutzers abzuholen, und einfache, einfarbige Textausgaben Zeile für Zeile zu einem Ausgabegerät zu senden. Dieses sog. "Standard-Ausgabegerät" war früher eine elektrische Schreibmaschine vom Typ "Teletype", die die Tastendrucke des Benutzers zum Computer senden konnte, und andererseits Schreibbefehle von diesem entgegennahm, und zwar Zeile für Zeile, und diese dann auf die Endlos-Papierrolle hämmerte ... Farben oder Positionierungen auf einem Bildschirm, oder gar Graphik, waren da technisch gar nicht möglich gewesen.

Und Microsoft und IBM haben es damals auch nach dem Aufkommen von Bildschirmen und anderen Komponenten wie neuen Druckern nicht für nötig gehalten, DOS und das BIOS um Routinen für farbige und graphikfähige Bildschirme oder Drucker zu erweitern. Das hatte zur Folge, dass jedes "DOS-Programm" bzw. jede "DOS-Applikation", die z.B. einen schönen Bildschirm mit ein bisschen Farbe oder Graphik erzeugen will, oder irgendeine Nicht-Speicher-Komponente des Geräts ansprechen will, sich nicht auf DOS-Aufrufe beschränken konnte, sondern auch BIOS-Aufrufe und vielleicht auch Hardware-Direktzugriffe benutzen musste, um das Gewünschte zu erreichen ("hybride DOS-Applikation")! Und es kamen immer mehr Hersteller von Graphikkarten und anderen PC-Komponenten, und alle hatten ihre eigenen Controller, ihre eigenen Speicherorganisationen, ihr eigenes BIOS ! Erst sehr spät begannen Anstrengungen, wenigstens ein vereinheitlichtes Graphik-BIOS (das "VESA"-BIOS) zu entwickeln.

Innerhalb der sog. "DOS-Programme" gibt es daher nur ganz wenige "reine DOS-Programme": das sind diejenigen, die mit dem auskommen, was DOS bietet. Dazu gehören im wesentlichen die Kommandozeilenversionen von Compilern (Aufruf, dann Rückmeldung in ein paar Zeilen, der Rest ist Datei-Ein/Ausgabe), und einige wenige Tools mit simplen zeilenweisen Ausgaben. Wohl 99% der sog. "DOS-Programme" sind also in Wirklichkeit (hybride) DOS+BIOS- oder gar DOS+BIOS+Hardware-(zugreifende)-Programme und damit spezifisch für die jeweilige Computerfamilie.

Anders liegen die Verhältnisse, wenn man ein passendes "Alles-abdeckendes Betriebssystem" wie eine (Computerfamilien-spezifische) Windows-Variante installiert hat, und nun von den Windows-Applikationen spricht: diese können sich ja mit allen Wünschen an die durch das Betriebssystem definierten Schnittstellen (API) wenden, um ihre Ziele zu erreichen. Und das Betriebssystem leitet diese Anforderungen weiter, manche an das eingebaute BIOS des Rechners, und andere an die durch das Betriebssystem festgelegten Treiber-Schnittstellen, und diese an die von den Herstellern der jeweiligen Hardware mitgelieferten Windows-Treiber, die dann wiederum spezifisch die Hardware und Peripherie-Prozessoren in ihrer Hardware ansprechen. Auf diese Weise bleiben die Hersteller-spezifischen Unterschiede vor den Applikationen verborgen, und Computer, die ohne das Betriebssystem als "inkompatibel" eingestuft werden müssten, erscheinen aus Sicht der Windows-Applikationen dagegen plötzlich als "kompatibel".


DISCLAIMER: Alle Angaben auf dieser Seite erfolgen nach bestem Wissen, jedoch ohne Gewähr.
Dies ist eine nicht-kommerzielle Fan-Website

© 2005 Elmar Dünßer (Duensser)