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Über den Einfluss des Japanischen auf die Kompatibilität:

Japanisch ist eine Sprache, für deren Schrift Tausende verschiedener Schriftzeichen gebraucht werden, was nur durch einen durchgehend 16-bittigen Code wie z.B. Unicode, oder durch einen teilweise 16-bittigen Code wie den in Japan weitverbreiteten Shift/JIS-Code realisiert werden kann. Die meisten japanischen PC unterstützen die JIS-1- und JIS-2-Norm, d.h. ca. 3000 Schriftzeichen aus dem JIS-1-Norm plus weitere ca. 3400 Schriftzeichen nach der JIS-2-Norm plus weitere ca. 700 sog. "Nicht-Kanji-Zeichen", zusammen also mehr als 7000 verschiedene Schriftzeichen, die der eingebaute Zeichengenerator darstellen können muss - mindestens ein 16x16-Font, oft auch ein 24x24-Font, ist dafür im ROM enthalten.

Des weiteren wird ein Eingabesystem für Japanisch gebraucht, aber dies bedeutet große Eingriffe ins BIOS: Der Benutzer will in die Applikation Text eingeben, die Applikation fordert einen Eingabestring durch BIOS-Aufruf an: diese Eingabe wird dann interaktiv zwischen der BIOS-Routine und dem Benutzer realisiert, das bedeutet, dass die BIOS-Routinen direkten Zugriff auf ein japanisches Wörterbuch mit Zehntausenden Einträgen für zusammengesetzte Wörter haben müssen, das deshalb auch im System-ROM untergebracht sein muss. So bekommt die Applikation dann die fertige Benutzereingabe von der BIOS-Routine geliefert - so wie es auch englischsprachige Applikationen von ihrem BIOS erwarten.

IBM-kompatible Systeme haben niemals die japanische Schrift unterstützt, da sie die dafür erforderliche Hardware nicht enthalten - daher übernahmen ab 1982 mehrere japanische Hersteller mit ihren Japanisch-unterstützenden PC-Architekturen den PC-Markt in Japan, allen voran NEC mit ihren PC-9800-Computern. Erst 1990 gelang es einer Kooperation zwischen Microsoft Japan und IBM Japan, alle für das Japanische notwendigen Funktionen auf einem PC mit 80286-CPU und VGA-Graphikkarte durch Software zu emulieren - DOS/V war geboren. Was in der Folge den ganzen damals hochpreisigen japanischen PC-Binnenmarkt nachhaltig veränderte, denn seit damals können die Japaner auch preiswerte Industriestandard-PC verwenden, ohne auf ihre Sprache verzichten zu müssen. Inzwischen sind alle japanischen PC-Familien ausgestorben.

Seit damals wurden von Microsoft auch für alle Windows-Versionen für die Ein- und Ausgabe von Japanisch zusätzliche Schnittstellen-Funktionen einführt - leider enthielten aber die meisten amerikanischen und europäischen Windows-Varianten die dafür nötigen Software-Anteile nicht automatisch, diese konnten aber nachinstalliert werden. Erst seit Windows XP scheint Microsoft dieses Problem konsequenter anzugehen und konfiguriert z.B. den Internet Explorer jetzt so, dass man eine japanische Webseite, auf die man vielleicht zufällig stößt, sich wenigstens anzeigen lassen kann, ohne vorher zusätzliche Software-Komponenten installieren zu müssen.


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